Durch die Renovierung der Moschee im
Hof Ramses II. kommen erstmals seit Jahrhunderten
wieder Inschriften der Architrave des Säulenumganges
zutage. Und mit ihnen manch verwunderter Blick wegen
ungewöhnlicher Hieroglyphen (-schreibungen). |
Mit Abschluss der Renovierungen sollen
die Szenen und Inschriften der Pharaonenzeit wieder
verschwinden und nur noch Fachleuten zugänglich
gemacht werden. Während der Arbeiten allerdings
stehen sie auf Nachfrage beim Antikendienst oder dem
Iman der Moschee jedem Interessierten offen. |
Auch ohne später die gesamten
Darstellungen und Inschriften sehen zu können, wird
man das Grundprinzip und Teile weiterhin im Hof
nachvollziehen können. An dieser Stelle sollen die
Inschriften innerhalb und außerhalb der Moschee,
soweit wie möglich vorgestellt werden.
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Im Hof sind sie leicht zu finden,
gehören aber zu der Sorte Inschriften die der Laie
sich anschaut, denkt "komisch" und sie dann wieder
vergisst.
Zu finden sind sie an den Architraven der Ostseite.
Nach Ansicht aller freigelegten und zugänglichen
Inschriften erscheint es als sei die komplette
Osthälfte der vorderen Architravreihe in
Kryptographie geschrieben. Jedenfalls fällt die
komplette Inschrift aus dem üblichen Rahmen.
In der Literatur erwähnt und beschrieben (Altenmüller
S. 69ff) wird eine Szene auf der Südhälfte der
östlichen Architrave. |
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Altenmüller S. 70
Abb. 6 |
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Die Inschrift auf
dem Architrav. Der umgezeichnete Teil findet sich
auf der linken Bildhälfte
Foto: nauna. |
Interessant wird das Ganze dadurch,
dass Altenmüller schreibt:
Häufig besitzen änigmatische Inschriften ein
Duplikat in Klarschrift. Eine solche doppelte
Ausführung in änigmatischer und in Klarschrift ist
einmal von einer Inschrift Ramses II. (1279 - 1213
v. Chr.) aus dem Amuntempel von Luxor bekannt. Im
ersten Hof des Tempels sind die Architrave mit einer
Bauinschrift versehen, die in einer horizontalen
Schriftzeile den Namen und die Titel des Bauherrn
Ramses II. nennen. Im Architrav der Osthälfte ist
die Inschrift in Normalschrift von links nach rechts
in Klarschrift ausgeführt. Im Architrav der
Westhälfte ist die änigmatische Inschrift
angebracht.
Also, mit den Himmelsrichtungen hat Altenmüller es
nicht. Die änigmatische Schreibung fand ich auf der
Ostseite. Naja, passiert häufiger.
Nun müsste man sich das Gegenstück auf der Westseite
anschauen um die Klarschrift zu finden. Altenmüller
hat eine Hieroglyphensetzung in seinem Buch. |
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Altenmüller S. 70 |
Auf der Westseite
zeigt der Architrav einen gleichlautenden Text,
allerdings mit leicht abgewandelter
Hieroglyphensetzung. |
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Foto: nauna |
Laut Altenmüller sind die einzelnen
Elemente des Kryptogramms mit Hilfe der Inschrift in
Klarschrift einfach zu entziffern. |
Das erste Zeichen ist die sitzende
Gottheit mit Stab. Zu lesen wäre sie
mrj Jmn-Ra. Das "geliebt" ergibt sich aus dem
Zeichen
mr unterhalb des Thrones.
Die folgende Zeichengruppe besteht aus einem Herrn
mit Federkrone, der für
nb, "Herr" steht. Die Reste des Thones hinter
ihm stehen für
ns.t und die beiden Wappenpflanzen für Ober-
und Unterägypten. So dass er auf die Lesung "Herr
der Throne der beiden Länder" kommt.
Dominant in der Inschrift ist das Segelboot, dass
für südwärts fahren
xntj steht.
Dahinter eine Schreibung für
Jp.t-s.wt = Karnak. Die schreibende Dame
führt Berechnungen durch und darf deswegen
Jp.t die Zählerin gelesen werden. Thron und
Brot liest man
s.t und auf einem Stadtdeterminativ sitzen
die Triade von Karnak: Amun, Mut und Chons. |
Wer das Ganze mit Bildunterstützung im
Text von Altenmüller sehen möchte, der findet die
Doppelseite als PDF
hier abgelegt. |
Soweit der bekannte Teil der
Inschrift.
Wenn man nun aber die neuen Bilder aus der Moschee
sieht und die seltsame EdF-Darstellung die bereits
aus dem Hof Ramses II. vom Architrav der Osthälfte
der Südseite bekannt ist, fragt man sich ob nicht
die komplette Osthälfte eine anägmatische Inschrift
hat, mit Klarschriften auf der Westseite. Dies
sollte sich auch prüfen lassen, da in der Moschee
nun Inschriften auftauchten, deren Gegenstück in den
Architraven der Westseite vorhanden sein müssten.
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Gehen wir nun hinein in die Moschee
und betrachten die neu gefundenen Inschriften.
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Die letzte Inschrift der Ostseite ist
die, bereits bei Lepsius erwähnte mit der
Darstellung eines Elephanten.
Dieses Bild soll kurz die Lage verdeutlichen und
zeigt, dass sich in der Moschee (März 2007) noch
alles im Umbruch befindet. |
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Foto: nauna |
Im Detail sieht die Inschrift so aus:
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Foto: nauna |
Nett, aber keine Inschrift die sich
einem auf Anhieb erschließt. Etwas von der Inschrift
fehlt, da sie in der Zwischenwand der Moschee
weiterläuft.
Auf der anderen Raumseite schließen sich von Nord
nach Süd (von links nach rechts) folgende
Inschriften an. Ich habe jeweils aus zwei Bildern
eines gebastelt um den Post nicht dar zu sehr zu
überladen. Zudem bitte ich die Qualität der
Zusammensetzung zu entschuldigen, Bildbearbeitung
sollte gelernt sein. |
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Linkes Wandteil
des Folgeraumes, Ostarchitrav |
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Mitte |
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Rechter Raumteil |
Wenn ich nun versuche die Klarschrift
des im ersten Post gezeigten Kryptogramm mit dem der
gegenüberliegenden Architravseite der Westwand
gleichzusetzen, dann könnte sich die Klarschrift
unserer gerade gezeigten Inschrift auf dem
restlichen Architrav der Westseite befinden. Das
Bild der dortigen Inschrift kann zwar beigesteuert
werden. Ob der Text aber entsprechend zu übersetzen
geht sollten bitte Andere prüfen. |
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Foto: nauna |
Nun hat der Hof nicht nur eine Ost-
und eine Westseite sondern auch ehemals Architrave
im Norden und Süden.
Im Süden befindet sich auf der Osthälfte die bereits
im ersten Post angesprochene Darstellung einer
EdF-Szene. |
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Foto: nauna |
Meines Erachtens wäre die Klarschrift
auf der Westlichen Seite der Südwand gewesen. Dies
lässt sich leider nicht mehr prüfen, da auf dieser
Seite keine Architrave vorhanden sind. Eventuell
befinden sich Teile im Steinlager? Mir ist dazu aber
nichts bekannt. Nun zur Nordseite. |
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Fotos: nauna |
Diese Inschrift sollte nun ihr
Gegenstück auf der Westhälfte der nördlichen
Architrave haben. Leider steht dort der Triple
Shrine und von den Architraven ist nur noch ein
Stein vorhanden. |
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Foto: nauna |
Gerade dieser eine erhaltene Stein ist
meines Erachtens nun durchaus spannend.
Ich habe einen roten Pfeil auf einen Teil der
Inschrift gesetzt, die wohl zwei Obelisken zeigt.
Und gerade 2 Obelisken finden wir auf der Inschrift
der Osthälfte ja auch. Ein Hinweis darauf, dass es
sich hierbei tatsächlich um Reste der Reinschrift
handelt?
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Den Rest der Überlegungen lege ich in
andere Hände. |
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Literatur: |
Hartwig Altenmüller, Einführung in
die Hieroglyphenschrift; Hamburg 2005 S. 69ff |
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Eingestellt durch:
naunakhte |
Bearbeitet am:
21.04.2008
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