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ein Führer zum wenig Beachteten in und um Luxor -

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Der Luxortempel in römischer Zeit

Das Serapeum

Etwas unbeachtet in der Nordwestecke der Ziegelumfassungsmauer, die allgemein als unter Nektanebos erbaut gilt, liegt ein ebenfalls aus und auf Lehmziegeln erbautes Tempelchen.
Dieses Tempelchen wird sicherlich von vielen Besuchern wahrgenommen - doch selten in Augenschein genommen. Wir wollen dies nun tun.

römisches Lager mit Angabe des Serapeums
aus: El-Saghir, pl. 20

Foto: nauna
 

Am 24. Januar 126 n. Chr. wurde das Tempelchen dem Kaiser Hadrian geweiht.

Fotos oben und unten: nauna

Die Inschrift auf dem Architrav des Einganges (publiziert und übersetzt bei Golvin S. 81f.) spricht davon, dass der Decurio Caius Julius Antonius den Tempel des Zeus-Helios-Serapis für Kaiser Hadrian wiedererrichtet hat und dem Tempel Statuen weihte.
Dies geschah am Geburtstag des Kaisers, dem 24. Januar im 10. Jahr seiner Regierung = 126 n. Chr.
Da der Inschrift nach, der Tempel wiedererrichtet wurde, sind seine Ursprünge älter. Frühere archäologische Belege für ihn sind allerdings nicht bekannt. Kraus verweist hier auf eine allgemein nicht ganz ernst genomme Notiz bei Plinius (Plin., n.h. XXXVI, 58), der von einem Serapeum im Gelände des Tempels Amenophis III. berichtet. Dachte dabei aber scheinbar eher an Kom el-Hettan. Plinius d.Ä. starb 79 n. Chr. - deutlich vor dem Wiedererrichtungsdatum der Architravinschrift.

Der Inschrift nach ist der Tempel dem Gott Serapis geweiht. Bei der Grabung fanden sich verschiedene Statuen in ihm. Heute steht dominant auf der rückwärtigen Bank eine Isis-Statue. Die weiteren Statuen sind nicht mehr vor Ort.

Zu dieser Zeit gab es noch einen Kultbetrieb in Karnak und im Luxortempel. Die römischen Kastelle des Luxortempels entstanden erst später, wohl um 300 n. Chr. unter Diocletian.

Im Herbst 1950 fand der Chefinspektor des Service des Antiquites, Zakaria Ghoneim, erste Spuren des Serapeums - die Isis-Statue und den Inschriftenblock. Die darauffolgende Ergrabung des Tempelbaues brachte von diesem nur noch Grundmauern mit wenig erhaltenem Mauerwerk.

Foto: Leclant, Tf. XLV 2 Foto: Leclant, Tf. XLV 1

Bereits kurz nach der Grabung wurde der Tempel mit Umgang auf seinem ursprünglichen Ziegelpodium neu errichtet. Mit Ausnahme des Haupteingangstores war der gesamte Tempel aus ungebrannten Lehmziegeln erbaut. Das Podium und die Sockel der Säulen allerdings aus gebrannten Lehmziegeln.
Die noch original erhaltenen Ziegeln sind heute in der Regel verputzt, nur an der Nordseite findet sich noch unverputztes Originalmauerwerk.

Von dem ursprünglichen Vorhof (im Plan D) sieht man heute kaum noch etwas.

Foto: Golvin, Tf. XXVIII a

Foto: nauna

Noch vor der Absperrung finden sich im Boden einige Ziegelreste des ebenfalls als Podium gearbeiteten Vorhofes.

Wie oben bereits erwähnt ist lediglich das Haupteingangstor (im Plan A und c) aus Stein gearbeitet. Nischen (im Plan a und b), rückwärtige Bank (im Plan C) und der Nebeneingang (im Plan B) sind aus Ziegeln erbaut. Der Boden des Kapellenraumes (im Plan e) war ebenfalls aus Stein.

Fotos unten: nauna

Zeichnung: Golvin, S. 119

Einziger Schmuck des Tores ist heute die Inschrift und in der Hohlkehle eine Sonne mit zwei Uräen. Die Sonnenscheibe weist keine Flügel auf. Grossmann deutet an, dass diese eventuell als Goldmetall vorhanden waren. Die paarweisen Löcher oberhalb des Rundstabes legen eine Verkleidung des Steines mit Gold nahe.
Zu den Funden:

Kultstatue des Tempels war die neben abgebildete Statue des Osiris-Canopus. Ihr Verbleib ist mir nicht bekannt. Sie stand auf einem profiliertem Postament, eventuell ein ehemaliger Altarsockel, inmitten des Tempels. Dahinter die heute noch dort stehende Figur der Isis.
Nicht mehr vorhandenen sind zwei Stierstatuen aus Granit und Kalkstein und Reste einer weiteren Staue die sich nicht näher bestimmen ließen und eine Opfertafel.

Alten Bildern nach (s.o. Leclant, Tf. XLV 1) hatte die Isis-Statue bei Auffindung noch einen Kopf. Auf diesen muss sie heute verzichten. Ebenso wie auf das Füllhorn, dass sie der Literatur zufolge einmal in ihrer linken Armbeuge hielt (Kraus). Reste von Locken sind auf den Schultern der Statue noch erhalten.
 

Fotos unten: nauna

Foto: Leclant, Tf. XLVII 5

Die Statue ist auch ohne Inschrift deutlich der Göttin Isis zuzuweisen - durch den sog. Isis-Knoten vor ihrer Brust.
Die ist aus Kalkstein gearbeitete Statue ähnelt wohl stark Isis-Statuen aus Alexandria.

Das Urteil Grossmanns zum Tempelbau liest sich vernichtend. Die Qualität des Materials ist schlecht, selbst gegenüber zeitgenössischen Militär- oder Privatbauten. Der Tempel ist schmucklos. Etwas, was nicht in der Wahl des Ziegelmaterials begründet liegt. Ich darf Grossmann (S. 284f) hier kurz zitieren:

Die Cella des Tempels ist von ungegliederter, blockhafter Gestalt, umgeben von dicken, ebenfalls aller Gliederung entbehrender Säulen. Nicht einmal die Basen hat man als solche auf irgendeine Weise kenntlich gemacht, worauf hingegen bei Ziegelsäulen mehrerer tetrarchischer Militärbauten in Ägypten nicht verzichtet wurde. Das Fehlen all dieser Gestaltungselemente läßt den Gedanken nicht abwegig erscheinen, daß den ausführenden Bauleuten eine Gestaltung des Tempels noch Vorbildern aus der pharaonischen Zeit vorschwebte.

 
Literatur:
Jean-Claude Golvin, Sayed Abd El-Hamid, Guy Wagner, Francoise Dunand, Le petit Sarapieion romain de Louqsor, in: BIFAO 81/1981 S. 115-148
Peter Grossmann, Zum Serapistempel von Luqsur, ein klassisches oder pharaonisches Bauwerk?, in: jn.t Dr.w - Festschrift für Friedrich Junge, Göttingen 2006 S. 281-286

Theodor Krauss, Archäologische Zeugnisse der alexandrinischen Kulte aus Mittel- und Oberägypten, in: Klaus Wessel (Hrsg.), Chrisentum am Nil, Recklinghausen 1964, S. 95-106

Jean Leclant, Fouilles et travaux en Égypte, 1950-1951, in: Orientalia 20/1951, spez. S. 454-456
Mohammed El-Saghir et al., Le Camp Romain de Louqsor, Le Caire 1986
 
 
Eingestellt durch: naunakhte

Bearbeitet am: 15.03.2009