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ein Führer zum wenig Beachteten in und um Luxor -

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Karnak

Hörneraltäre

Hörneraltäre werden Ende des 4. Jh. - Anfang des 3. Jh. v. Chr. von den Griechen nach Ägypten importiert. Ihr Ursprung liegt im hellenistisch-syrischen Raum.

Charakteristisch sind Rundstab, Hohlkehle und die auf den vier Ecken des Altars stehenden Tetraeder.

Der früheste nachgewiesene Hörneraltar findet sich vor dem Grab des Petosiris in Tuna el-Gebel. Er ist aus Kalkstein und hat eine imposante Höhe von 2,60 m.

Hörneraltar vor dem Grab des Petosiris
Foto: Haremhab

 Zeichnung des Hörneraltares vor dem Grab des Petosiris
aus Soukiassian, BIFAO 83, S. 321, fig. 1

In Luxor befinden sich zwei Hörneraltäre, genauer in Karnak. Einer steht im Hof des Ipet-Tempels, ein anderer im nord-östlichen Bereich hinter dem Achmenu.

Der aus Kalkstein bestehende Hörneraltar findet sich östlich der Nordkapelle von Nektanebos I. Er bildet mit dem südöstlich von ihm liegenden Opferplatz eine Einheit.

Mit Rundstab, Hohlkehle und Tetraeder weist der Altar die charakteristischen Merkmale seiner Gattung auf.

Plan aus: Ernst, Tf. 190 - nachträglich beschriftet.

Foto: Iufaa

Der Altar ist, bis auf eine fünfzeilige Huldigungsinschrift auf der äußeren Ostwand des Treppenaufganges, inschriftenlos. Eine Datierung über Inschriften ist somit nicht gegeben.

Der Altar ist über eine Treppe von Norden her zu erreichen. Der Priester gelangte so auf einen Podest unterhalb der Hohlkehle des Altares von dem aus er die Kulthandlung vornehmen konnte. Die Treppe war mit Seitenmauern versehen, deren Abschluss wiederum eine Hohlkehle war.

Foto: monja

 

Fotos: Iufaa

Der Zugang konnte verschlossen werden. Davon zeugt die Türkammer rechts und links des Einganges (Bild unten links) und das Loch zur Türeinhängung (Bild unten rechts). Zwei Riegellöcher sind an der östlichen Innenwand ebenfalls vorhanden. Unter dem Staub von Karnak wird wohl die Türeinschubrille verborgen sein.

Fotos: monja

Foto: monja

Die Altaroberfläche ist rau. Je zwei Tetraeder sind aus einem Stein gearbeitet. Die Mittellage ist aus drei kleineren Steinen zusammengesetzt.
Hörneraltäre dienten wohl generell einem Brandopfer. Bei einer rauen Oberfläche des Altares wird dessen Reinigung erschwert. Direktes Feuer schadet auf Dauer dem Stein. So muss man sich wohl ein Metallbecken auf dem Altar stehend ergänzen, oder ähnliches. Für eine Metallabdeckung der Altaroberfläche fehlen notwendige Dübellöcher.

Der Altar hat vom Sockel gemessen eine Höhe von 2,40 m. Seine Breite beträgt 1,80 m im Quadrat.

Der Altarkörper enthält im Westen eine kleine Kammer, deren Boden heute fehlt.

Foto: monja

Foto: monja

Die Höhe des Bodens und Reste einer Einschubrille für eine einflügelige Tür sind deutlich zu erkennen. Auch eine Verschlussmöglichkeit war vorhanden. Im Verhältnis von Breite der Tür und Tiefe der Nische blieb nicht viel Abstellfläche im hinteren Teil der Nische übrig.

Foto: monja

Foto: monja

Plan, Detail aus: Ernst, Tf. 190

Im Fünf-Meter-Bereich südöstlich des Altars befindet sich ein Opferplatz (siehe Steinplan oben).
Die, heute nicht mehr sichtbaren, Grabungsbefunde erlauben scheinbar die Rekonstruktion eines kleinen Tisches bzw. Altares mit Rundstab und Hohlkehle. Dieser war ca. 58 cm hoch und maß 1,23 x 0,53 m.
Ernst (S. 197) beschreibt den Platz im folgenden: Südwestlich des Tisches war ein wenig eingetieftes quadratisches Bassin von 1,60 , Seitenlänge. Es hat im Westen eine Rinne, die in ein kleines Bassin (0,40 m x 0,32 m) von ca. 0,15 m Tiefe mündet. Dieser Befund ist als Schlachtplatz zu deuten. Der längliche Tisch diente zum Auflegen der zerstückelten Opfertiere, bevor sie auf den Hörneraltar als Opfer gelegt wurden. Das 1,60 m im Quadrat messende wenig eingetiefte Bassin wurde zum Zerlegen der Tiere benutzt, wobei das Blut in dem kleinen Becken, das westlich vor dem großen Bassin lag, aufgefangen wurde.

Altar mit Stelle des Opferplatzes
Foto: monja

Ein ähnlicher Befund liegt im Hof des Ipet-Tempels in Karnak vor.
 
Literatur:
LÄ I Sp. 148 - Altar
Herbert Ernst: Die Altäre in den Opferhöfen der Tempel. Diss. 1998 microfichepubl.
Georges Soukiassian: Les autels "à cornes" ou "à acrotères" en Égypte. BIFAO 83/1983 S. 317-333
 
Eingestellt durch: naunakhte

Bearbeitet am: 12.06.2008