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ein Führer zum wenig Beachteten in und um Luxor -

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Der Luxortempel in römischer Zeit

Das Tetrarchenheiligtum - die Malereien

<-- Allgemeine Beschreibung des Tetrarchenheiligtums
 

Noch zwischen 1852 und 1856 waren weite Teile der römischen Wandmalereien im Tetrarchenheiligtum erhalten. J. G. Wilkinson hat sie in Aquarellzeichnungen festgehalten. Zeichnungen die heute beim Verständnis der Dekoration helfen.

Wilkinsons Ansicht gen Osten
aus: Decker 1979, Abb. 13
Die Wandbilder waren in den letzten Jahren durch Schmutz sehr nachgedunkelt und ihre Darstellungen nur schwer zu erkennen. In den Jahren 2006-08 wurden die Malereien von einem italienischen Restauratorenteam gesäubert. Das Ergebnis ist überwältigend:

Östliche Südwand, Zustand März 2004 - vor Säuberung
Foto: Iufaa
Östliche Südwand, Zustand März 2007 - nach Säuberung
Foto: nauna
Ein weiteres Beispiel der westlichen Südwand:

westliche Südwand, Zustand November 2006 - vor Säuberung
Foto: nauna

westliche Südwand, Zustand März 2008 - nach Säuberung
Foto: Iufaa

Betrachten wir uns die verbliebenen Malereien.  Bei der Bezeichnung der Wände orientieren wir uns an der unten abgebildeten Beschriftung von Deckers (1979, S. 610 Abb. 4).

Deckers 1979, Ausschnitt Abb. 33 Wand C'
 
geometrisches Muster, Zustand März 2007
Foto: nauna
Die verbliebenen Reste der Wand C' sind sehr spärlich und auch heute nur durch ein genaues hinschauen zu erkennen. Das obere rechte Bild zeigt Reste des in der Zeichnung quadratischen Musters. Das untere rechte Bild zeigt eine Mustersammlung aus den Aquarellen von Wilkinson (aus Deckers 1979, Abb. 13).

Deutlicher tritt der geometrische Sockel der Wand A zutage (Zustand März 2007, Foto: nauna). Insgesamt sind von den geometrischen Resten nur Bruchstücke erhalten. Diese Aussage trifft leider auch auf die Wand B mit ihrer Darstellung der Krieger und Pferde zu, die Wilkinson noch so detailreich gesehen und gezeichnet hat. Über den zwei Bildreihen war wahrscheinlich eine Fensterreihe angebracht.

Wand B, Ausschnitt
Aus: Decker 1979, Abb. 34

Soldat mit Pferden, Ausschnitt aus Wand B von Wilkinson
aus: Decker 1979, Abb. 13

An der Wand ist heute nur noch in der südlichen Ecke über dem Türdurchgang ein Rest dieser aufwendigen, ehemals zweiregistrigen Dekoration erhalten. Im oberen Register (Bild links) sieht man in der Ecke einen Schild und Reste einer Mauer. Im unteren Register hat sich ein Pferdekopf vor einem grünen Hügel erhalten.

Wand B, südliches Ende, Zustand März 2008
Foto: Iufaa
Wand B, südliches Ende, unteres Register, Zustand März 2007
Foto: Iufaa
Am Besten ist Wand A erhalten, aus deren Resten man zwei große Bildfelder rechts und links der Apsis rekonstruiert. Unter ihnen ein bemaltes Sockelband. Über der Apsis lassen sich Spuren einer nicht näher bestimmbaren Dekoration nachweisen. In der Apsis die Darstellung von 4 Personen und einer Büste, in der Rundung ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen der in den Fängen einen Kranz hält.

Rekonstruktionszeichnung der Wand A
aus Deckers 1979, Abb. 34

Auf der Wand B - und nach Einschätzung von Deckers auch auf den Wänden B', C und C' - variieren die unteren Friese (nur sie sind durch Überlieferung von Wilkinson bekannt) zwei Prozessionen. Die Darstellung im, heute stärker zerstörten, westlichen Bereich dürfte der im östlichen Teil entsprochen haben. Begonnen haben beide Prozessionen wohl rechts und links der nördlichen Eingangstür.
Die Sockelhöhe der Wände im Westen, Norden und Osten liegt mit ca. 2 m ungefähr 15 cm unter der Sockelhöhe der Südwand. Diese grenzt sich damit deutlich von den anderen Wänden ab.
Die Bildfelder der Wände A und A' zeigen im unteren Bereich eine Ansammlung von Männern. Die Figuren streben zur Bildmitte. Das linke Bildfeld scheint zentral komponiert zu sein, bei dem stärker zerstörten Bildfeld rechts der Apsis darf man es ebenfalls vermuten.

Wo heute nur noch farbloser Unterputz zu sehen ist, hat Wilkinson noch die Unterkörper der unteren Personenreihe und Reste weiterer Personen erkennen können. Diese sind heute gänzlich verschwunden. Unten der Ausschnitt aus dem Aquarell von Wilkinson.

Die Bildfelder sind mit schwarz-roten Streifen umrahmt.

Südwand A; Zustand März 2007
Foto: nauna

Detail eines Aquarells von Wilkinson
aus: Deckers 1979, Abb. 17

Vom ehemaligen Hauptmotiv des Bildes ist in der oberen rechten Ecke des Bildrestes nur noch ein Fuß erhalten.
Es handelt sich um einen purpurbeschuhten Fuß eines thronenden Kaisers mit der Schmalseite einer ehemals goldfarbenen Fußbank deren Sockel leicht konkave Außenflächen hat. Die Oberfläche der Fußbank ist mit Edelsteinen, Gemmen und Perlen gefasst.
Purpurne Gewandreste sind am Unterschenkel des Kaisers erhalten. Eine Rekonstruktion der Person zeigt, dass diese nicht genau in der Bildmitte sitzt, sondern nach Osten verschoben ist. Demnach dürfte hier ein Doppelthron abgebildet gewesen sein. Wahrscheinlich war neben dem Kaiser sein Nachfolger der Caesar, etwas kleiner, abgebildet - wie es in der obigen Rekonstruktionszeichnung eingezeichnet ist.

Foto: Iufaa, März 2008

Detail eines Aquarells von Wilkinson
aus: Deckers 1979, Abb. 18

Foto: Iufaa, März 2008
 

Von den Personen der rechten Bildhälfte ist eine Gruppe, die Wilkinson noch sah, heute komplett verschwunden. Die darüber befindliche Gruppe ist nur noch in minimalen Resten (Bild oben rechts) zu sehen. Die große Personengruppe dieses Bildfeldes sollte man in allen Einzelheiten betrachten. Die Detailfülle der Darstellung ist ein Genuß.

April 2008; Foto: Iufaa

Wenden wir uns kurz den Resten der westlichen Wandhälfte A' zu. Auch diese Malereien haben seit Wilkinson gelitten. Sollten die Darstellungen hier ebenfalls zu einer Volksmenge vor einem thronenden Kaiser mit Caesar ergänzt werden können, dann wäre wohl Diokletian mit Galerius dargestellt gewesen - als Herrscher des Westens, und auf der anderen Seite Maximian mit Constantius Chlorus - das Herrscherpaar über den Osten.

Detail eines Aquarells von Wilkinson
aus: Deckers 1979, Abb. 25

März 2008; Foto: Iufaa
 

Auch aus dieser Malerei zwei Details:

März 2008; Foto: Iufaa

März 2008; Foto: Iufaa

Links Stoffbesätze mit Stickereien, rechts die Hand mit einem Stock mit Pilzknauf. Die zu der Person gehörenden Füße hat Wilkinson falsch rekonstruiert.  Laut Deckers (1979, S. 639) wurden sie nachträglich zu den dunklen Verfärbungen zugefügt. Die Armhaltung deutet aber auf eine fast frontale Ansicht der Person hin, und damit sollten die Füße in die entgegengesetzte Richtung weisen.
 

--> Die Malereien der Apsis

 

Literatur:

Johannes G. Deckers, Die Wandmalerei im Kaiserkultraum von Luxor; JDAI 94/1979 S. 600-652
Johannes G. Deckers, Die Wandmalerei des tetrarchischen Lagerheiligtums im Ammon-Tempel von Luxor; RQS 68/1973 S. 1-34 und Tf. 2-11
Ugo Monneret de Villard, The Temple of the Imperial Cult at Luxor; Archaeologia 95/1953 p. 85-105
Mohammed El-Saghir et al., Le Camp Romain de Louqsor, Le Caire 1986
 
Eingestellt durch: naunakhte

Bearbeitet am: 21.04.2008